Paartherapie
Paartherapie ist für Paare geeignet, die in einer Beziehungskrise stecken und lösungsorientierte Wege suchen, um zu mehr Klarheit sich selbst und der Partnerschaft gegenüber zu gelangen.
Paartherapie ist Bewusstseinsarbeit und Beziehungsarbeit. Was bringt jeder in die Beziehung ein, welches Beziehungsangebot macht einer dem anderen? Beziehung im positiven Sinn sollte bedeuten: Die Fähigkeit, sich auf den anderen beziehen, also einlassen zu können, ohne sich selbst zu verlieren.
Die Voraussetzung für eine echte Begegnung und Beziehungsfähigkeit ist, dass ein hoher Differenzierungsgrad sich selbst gegenüber vorhanden ist. Dies hieße: Wie kann es gelingen, sich selbst, das eigene Ich, die Wünsche und Werte in Beziehungen zu anderen nicht zu verlieren? Wie kann ich ich selbst bleiben, wenn ich doch die Nähe und Beziehung zu anderen Menschen suche und dabei Kompromisse eingehen muss?
In einer Beziehung bewegen wir uns immer zwischen dem Pol der Suche nach Zugehörigkeit und dem Bedürfnis nach Autonomie.
Die drei Bindungstypen
Aus der Bindungsforschung sind uns drei Bindungstypen bekannt:
Die sichere Bindung, der unsicher-ambivalente beziehungsweise verstrickte Bindungsstil und die unsicher-vermeidende beziehungsweise distanzierte Bindung. Das Bindungsverhalten entsteht in der frühen Kindheit und zeigt sich auch später in engen Beziehungen.
Der sichere Bindungstyp fühlt sich mit sich selbst und in Beziehungen sicher, kann sich vertreten, zu sich stehen, diskutieren, konstruktiv seine Bedürfnisse vertreten und findet eine ausgewogene Balance zwischen seinen Wünschen und Bedürfnissen und denen des Partners. Man nennt diesen auch sicher-autonomen Bindungsstil.
Der unsicher-ambivalente Bindungstyp ist übersozialisiert. Er passt sich verstärkt den Erwartungen der Umwelt oder den Wünschen des Partners an, um die Gunst dessen zu gewinnen und Zuwendung zu erfahren. Erwachsene scheinen in früheren Beziehungen gefangen. Sie berichten über diese Beziehungen inkohärent und mit negativer affektiver Besetzung. Dieser Bindungsstil von Erwachsenen wird auch bindungsverstrickt bezeichnet.
Der unsicher-vermeidende Bindungstyp ist untersozialisiert. Oft machte er als Kind die Erfahrung, dass die Eltern nicht verlässlich verfügbar waren. Infolgedessen sucht die Person weniger nach Bindung als vielmehr danach, die Umgebung zu verstehen und zu kontrollieren. Vordergründig wirken diese Menschen sehr autonom und selbstsicher. Der Preis dieses Bindungsmusters ist eine gewisse Unfähigkeit, sich auf enge Beziehungen einzulassen, was sich negativ auf Paarbeziehungen auswirken kann. Bei einem Erwachsenen äußert sich dieser Bindungsstil in einer hohen Distanz zu Bindungsthemen.
Oft begegnen sich in einer Partnerschaft komplementäre Bindungstypen. Am Anfang der Beziehung wirkt dies stabilisierend. Doch nach einiger Zeit entstehen Probleme und Konflikte.
Aus psychodynamischer, tiefenpsychologischer, schematherapeutischer und neurobiologischer Sicht geraten wir oft in die ständig gleichen Fallen und suchen uns ähnliche Partner. Unbewusst folgen wir einem bereits geschriebenen Lebensplan, obgleich wir uns bewusst dagegen wehren.
Ein essenzieller Grund ist, dass viele Menschen in ihrem Leben verzweifelt danach suchen, was sie in der Kindheit nicht bekommen haben. Oft suchen sie es genau da, wo sie es nicht bekommen.
Der Partner kann die unerfüllten Bedürfnisse der Kindheit nicht abdecken und erfüllen, obgleich wir uns genau das wünschen.
Ziele der Paartherapie
Paartherapie hilft daher, diese tiefen unbewussten Dynamiken und den Kern der Konflikte zu erkennen, zu benennen, die Zusammenhänge zu sehen und konstruktive Lösungsansätze zu finden.
Die Paartherapie kann dabei unterstützen, durch die Analyse der Lebensgeschichte sich selbst und den Partner besser zu verstehen, sich eigener Wünsche und Bedürfnisse klarer zu werden und sie anzusprechen, die Wünsche des Partners wahrzunehmen, Ärger adäquat auszudrücken, sexuelle Sehnsüchte zu formulieren, unangemessene Erwartungen in der Partnerschaft zu erkennen.
Manchmal geht es in der Paartherapie auch darum, zu erkennen, ob ein Neuanfang möglich ist oder eine Trennung der bessere Weg. In diesem Fall geht es darum, eine Lösung zu finden, die zutiefst stimmig für beide ist. Hier ist Aufrichtigkeit sich selbst gegenüber gefordert, keine Schuldzuweisungen und Anklagen, sondern das Klären eigener Anteile. Indem jeder Eigenverantwortung an den Problemen in der Paarbeziehung übernimmt, können aufrichtige Lösungen gefunden werden.
Methoden in der Paartherapie
Die Methoden, die hierbei zum Einsatz kommen, sind neben dem therapeutischen Gespräch die Holistische Psycho-Kinesiologie, welche die Tiefenpsychologie, Psychodynamik, Schematherapie, Neurobiologie und die systemische Therapie mit lösungsorientierten Ansätzen, Ressourcenarbeit und Bewusstseinsarbeit verbindet.
Oft ermöglichen wenige Sitzungen eine enorme Klarheit, neue Sichtweisen und Blickwinkel für die Beziehung und sich selbst gegenüber.
Mögliche Themen in der Paartherapie sind:
- Die Lebensziele gehen weit auseinander
- Es existieren kaum noch gemeinsame Interessen
- Es besteht nur noch wenig Vertrauen in der Beziehung
- Langeweile in der Beziehung
- Streitigkeiten, Eifersucht häufen sich
- Probleme in der Sexualität
- Veränderung der Paarbeziehung durch die Geburt eines Babys
- Enttäuschungen und Kritik werden nicht mehr ausgesprochen
- Ein Partner entwickelt aufgrund der Beziehung psychosomatische Beschwerden
- Der Partner geht eine Außenbeziehung ein beziehungsweise geht fremd
- Umgang mit dem Auszug und Weggang der erwachsenen Kinder
- Lebenskrisen wie Krankheit, Unfälle, Schicksalsschläge
- Todesfall in der Familie